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31.12.2009 von tono.
Das Jahr hat doch noch Überraschungen auf Lager: es hat tüchtig geschneit und alles ist weiß. Gestern nacht war alles vereist, heute mittag Zuckerguss.
Zum ersten Mal seitdem ich mich erinnern kann, habe ich das Fernsehprogramm für den Silvesterabend studiert.
Oh Mann!
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31.12.2009 von tono.
2009 ist geschafft. Es gab keinen Fugu zu Weihnachten, auch keinen Rumtopf zum Abschießen und keine Gans. 2009 war für mich das ereignisärmste Jahr meines Lebens - ein Jahr zum Abhaken, ein echtes Streichergebnis. Barbara Rudnik (Fleisch, Müllers Büro), Farah Fawcett (Extremeties), Patrick Swayze (Gefährliche Brandung), Brittany Murphy (Love and other disasters) und viele andere sind leider vor mir gegangen.
Genauso wenig wie ich für 2009 welche hatte, habe ich auch für 2010 keine besonderen Vorsätze. Ich bleibe mir treu, sarkastisch und manchmal zynisch, achte auf mein Gewicht (Diät muss her), und höre nicht auf zu rauchen. Warum auch, bei 5 Stück am Tag nicht zwingend notwendig. Ich hatte gehofft, irgendwann in 2009 einfach morgens nicht mehr aufzuwachen, aber das war mir nicht vergönnt. Muss ich dann wohl in 2010 drauf hoffen. Na, mal sehen, was das Jahr so bringt.
Ich habe miterlebt, wie gravierende Veränderungen und Neuerungen, Krankheiten und Katastrophen Einzug in unser aller Leben hielten: schnurlose Telefone, Farbfernsehen, PCs und Windows, Internet und eMail, Digitalisierung, Handys, Jahrtausendwechsel, Dolby Surround, Flachbildschirme, Mikrowellen, Anschnallpflicht, Atombomben, Kalter Krieg, Tokio Hotel, Abrüstung und Wiedervereinigung, Aids und Erderwärmung. Insofern bin ich mittlerweile abgehärtet genug, um -auch in meiner Situation- positiv gestimmt abzuwarten, was uns 2010 so bringen wird
Für alle, die nicht körperlich eingeschränkt sind und deren IQ über Raumtemperatur liegt, gilt:
*es gibt nichts Gutes, außer man tut es.*
Sinnigerweise beginnt das neue Jahr mit der Ausstrahlung eines meiner absoluten Lieblingsfilme, *Und täglich grüßt das Murmeltier* mit Andie McDowell und Bill Murray, Neujahr um 20:15 Uhr auf Kabeleins; unbedingt anschauen!
Außerdem können wir uns auf ein paar Dinge freuen, die das neue Jahr auf jeden Fall (mit-)bringt: Frühling, Sommer, Stargate Universe, Iron Man 2, Schumachers Comebackversuch und vieles andere mehr.
Ich wünsche allen ein an tollen Ereignissen reiches, frohes und gesundes neues Jahr.
Tono.
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24.12.2009 von tono.
Jetzt ist es doch passiert: ich habe mich mit dem Weihnachts-Virus infiziert. Einmal -Let it snow- gehört - und: Peng.
Ist mein absolutes Lieblingsweihnachtslied, obwohl (oder grade weil) das Wort -Weihnachten- darin nicht vorkommt. Ich mag unzählige Versionen des Lieds, sogar die von BossHoss.
Außerdem mag ich an Weihnachten die Stimmung, Reibekuchen, die Feiern und Wintergrillen.
Nicht: Pflichtbesuche, Lebkuchen, Weihnachtschoräle und Vorweihnachtsstress.
Frohe Festtage und viel Spaß,
Tono.
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23.12.2009 von tono.
Noch nie war Weihnachten so wenig relevant für mich wie in diesem Jahr.
Als Single war Weihnachten immer Frei- und Feierzeit, mit den obligatorischen Elternbesuchen. Später, mit eigenen Kindern, verlagerten sich die Parties ins eigene zuhause, wurden kleiner und leiser.
Im Lauf der Jahre entwickelten sich Gewohnheiten zu Traditionen, die Festtage wurden zu wirklichen Feiertagen, einer Auszeit für den Alltag.
Heute unterscheiden sich Weihnachtstage von normalen für mich nur durch das etwas bessere (andere) Fernsehprogramm.
Keine Weihnachtslieder, Glühwein und Weihnachten zuhause. Aber auch kein Weihnachtsstress,Völlegefühl oder Verwandtenbesuch
In dem Sinn, allen ein frohes Fest und entspannte Tage,
Tono.
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21.12.2009 von tono.
tesGestern abend kam erst ein guter Bond mit Pierce Brosnan (und Halle Berry), danach die sehenswerte Comic-Verfilmung Sin City von Frank Miller. Zwar nicht die Fsk18 Version, aber trotzdem noch gewalttätig genug und mit absoluter Starbesetzung! Mir gefiel neben (der wie immer sehr ansehnlichen) Jessica Alba der Hobbit Frodo in der Rolle eines seeehr bösen Psychopathen.
Eine der Darstellerinnen des Films, Brittany Murphy, verstarb gestern leider viel zu früh.
32, talentiert, hübsch und blond. Jammerschade. Vermutlich dasselbe Zeug wie bei Jacko.
Eine Bemerkung noch zu Robert Enke: hat mal jemand an den Fahrer des Zugs gedacht, vor den er sich geworfen hat?! Fährt er schon wieder oder ist er vielleicht immer noch berufsunfähig - oder gar noch in psychologischer Behandlung?
Jemand sagte mal: die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo sie die Freiheit eines anderen berührt. Sehe ich genauso, darum habe ich die Idee für mich auch verworfen. So viel Rücksicht und Stil muss einfach sein
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19.12.2009 von tono.
halb auf dem rücken und halb auf dem bauch liegend wurde ich wach. so hell wie es war schätzte ich die uhrzeit auf etwa 10:00 uhr. wohl dem keine stunde schlägt. früher undenkbar an einem ganz ordinären arbeitstag, jetzt alltag;
lediglich an 4 von 7 tagen in der woche zwangen mich termine aus dem bett. heute war so ein tag: krankengymnastik mit s. um 14:00 uhr. vorher noch duschen und frühstücken. also. raus aus dem bett.
ach ne, noch ein paar viertelstündchen müssen drin sein. aber nicht so – ich liege absolut scheiße. was soll ich machen? nach einem pfleger klingeln? die klingel, die mit einem armband an meinem linken handgelenk befestigt ist, war auf jeden fall zu erreichen. ich entschied mich, mich nicht zu entscheiden und blieb liegen.
Meine Lage aber war immer noch suboptimal, das Bett hatte in der Mitte eine regelrechte Mulde und ich Rückenschmerzen. Matratze und Umbau entsprachen höchsten Pflegestandards, lediglich der Bauart bedingte Federrahmen schwächelte. So war an ein relaxtes Rumflezen im Bett nicht zu denken. Also verändern - aber wie? Von den Beinen bis zur Hüfte lag ich auf dem Rücken, von meinem Oberkörper zeigten nur meine Arme nach links, der restliche Oberkörper sowie mein Gesicht blickten überwiegend nach oben. Ich kannte die Situation schon und wusste, dass mich das Herumdrehen in eine bequeme und vollständige Seitenlage gut 10 min. und einigen Schweiss kosten würde.
Probeweise versuchte ich, meinen Oberkörper nach links zu drehen. Die Muskeln, die noch reagierten, reichten aber nicht aus, um eine warnehmbare Bewegung zu bewerkstelligen.
Ich machte erstmal eine Pause und horchte, was im Haus so los war. Wer hatte Dienst, gab es Besucher, welche ehrenamtlichen Helfer waren heute da? Erstaunlicherweise rührte sich außerhalb meines Zimmers überhaupt nichts; im Haus war es totenstill. Seltsam, denn normalerweise herrschte werktags in den Fluren und der Küche immer geschäftiges Treiben am Morgen.
Zwischendurch versuchte ich, meine Lage mit meinen Armen zu verbessern und mich auf die Seite zu ziehen, aber Fehlanzeige. Brachte nicht wirklich was. Also flüchtete ich und ging gedanklich auf Reisen.
2 Jahre früher, an einem Donnerstag morgen im November.
Ich wurde wach und sprang aus dem Bett, ohne mein Gegenüber aufzuwecken, denn dafür war es noch zu früh. Ein rascher Blick zum Radiowecker zeigte mir, dass ich mit meinem Zeitgefühl richtig lag. Viertel vor 6 war noch Zeit genug. Ich schaltete den Wecker aus und ging ins Bad. Nach einer kurzen Morgentoilette ging ich leise durch den Flur in die Küche.
Ich setzte Kaffee auf, schob 8 Aufbackbrötchen in den Backofen, ging auf die Terrasse und kletterte auf mein Ergomobil. Im Gegensatz zum echten Joggen oder Fahrradfahren konnte ich das morgens in T-Shirt und Unterhose tun, außerdem verband das Teil die positiven Bewegungsabläufe beider Sportarten ohne die Nachteile oder die Gefahren mitzubringen wie Umfallen, Gelenkschäden oder das Treffen anderer Menschen.
Ich genoß die Kühle, den Wind und die Luftfeuchtigkeit. Zusammen mit der Novembertemperatur kaum dazu geeignet, lange in Unterwäsche draussen rumzuturnen, aber für kurze Zeit auszuhalten - und ich fühlte mich lebendig! Ehe meine Füße die einstellige Umgebungstemperatur annahmen, begann ich damit, meinen Körper in Schwung zu bringen. Der täglich wiederkehrende Ablauf der Übungen ließ mir dabei ausreichend Zeit, den Ablauf des Tages grob zu planen.
Zurück im Hier und Jetzt.
Der Gedanke an mein früheres tägliches Training hatte mich motiviert; ich begann damit, mich mit Hilfe aller verbliebenen Muskeln und einigen Tricks auf die Seite zu drehen. Gefühlte 100 min. später hatte ich es auch tatsächlich geschafft. Ganz kurz drängte sich mir die Frage auf, was ich tun werde, wenn das auch nicht mehr klappt. Ich wischte den negativen Gedanken beiseite und belohnte mich erstmal für die Anstrengung und versuchte zu dösen.
Ruhig atmend richtete ich die Sinne aus meinem Zimmer hinaus. Zwischenzeitlich hatte sich da auch was getan, sowohl aus dem Flur wie auch aus der Gemeinschaftsküche drangen deutlich Stimmen. Die in der Küche konnte ich nicht sofort identifizieren, den Telefonierer vor meiner Tür aber zweifelsfrei. Eine Zeitlang lauschte ich dem Gespräch, bis es mir zu unergiebig wurde. Jetzt war ich zu wach zum rumliegen, hatte Appetit auf warme (Aufback-)Brötchen frisch aus dem Ofen und betätigte die Funkklingel an meinem Handgelenk.
Es klopfte und eine Pflegekraft betrat meinen Raum. Glücklicherweise war es jemand, der meinen Verfall miterlebt hatte und ganz genau wusste, wie ich am besten zu handeln war. So saß ich dann auch in weniger als einer Stunde angezogen und frisch geduscht in meinem Relaxsessel und ließ mich rasieren. Der Arbeitsanteil, den ich bis dorthin beisteuerte, bestand lediglich aus dem notwendigen Umsetzen und kurzzeitigem Stehen. Insgesamt würde ich schätzen, nicht länger als 4 min. auf eigenen Füßen gestanden zu haben. Na, immerhin noch 4 Minuten meines Lebens, in denen ich nicht wie ein Mehlsack durch die Gegend geschleppt oder gerollt werden musste. Erstaunlicherweise frustrierte mich das nicht mehr so stark wie noch einige Wochen zuvor, und so saß ich leicht grinsend da, wurde rasiert und freute mich aufs Frühstück.
Das Schöne an einem Hospiz ist das Fehlen fester Essenzeiten sowie der Verfütterung von Mahlzeiten nach festen Essensplänen - morgens und abends. Für das Mittagessen gibt es leider die obligatorische Großküche mit Wochenplänen, viel Kartoffeln, wenig Fantasie, weichem Gemüse und festen Zeiten. So frühstückte ich in der Regel selten vor 11 und ließ das Mittagessen ersatzlos ausfallen.
Als ich fertig mit Frühstücken und Rauchen war, war es viertel nach eins und ich hatte noch eine Dreiviertelstunde, bis meine Krankengymnastin ankam. Zeit zu relaxen und fernzusehen. Die Übungen, die sie mit mir zusammen montags und freitags machte, förderten einerseits meine Beweglichkeit, andererseits war ich danach ziemlich platt. Seit mehr als einem Jahr waren es überwiegend die gleichen Übungen, die wir machten. Zu Beginn habe ich mich noch innerlich darüber lustig gemacht und am Geisteszustand meiner Krankengymnastin gezweifelt; rund 1 Jahr danach gibt es darunter einige Übungen, die mich überfordern. So oder so, sind sie in jedem Fall ein objektiver Gradmesser für meine Fitness - oder besser: für den Verlauf des Raubbaus an meinem Körper.
Ein paar Sitcom-Wiederholungen nach meiner Gymnastik fühlte ich mich wieder so fit, dass ich meine Klingel erreichen konnte. Kaffeezeit. Ich bat um einen Tee und fragte an, ob Kuchen da wäre.
Nachdem ich mich gestärkt hatte, ließ ich mir in meinen Bürostuhl am Tisch helfen, um bis zum Abendessen an meinem Laptop zu arbeiten. Der Sprachcomputer ist zwar nicht schlecht (und eine echte Kommunikationshilfe), lässt sich fast ohne Anstrengung mit den Augen steuern, aber alles, was ich EDV-mäßig brauche, kann er nicht leisten. Emails, DVDs brennen und präzise im Internet navigieren z.B. Das Problem dabei ist nur, dass ich mich nicht mehr allzu lange gerade auf meinem Bürostuhl halten kann.
2 Stunden später hatte ich meine eMails gelesen, 4 geschrieben, das Fernsehprogramm der nächsten Tage gecheckt und 2 SMS geschrieben. Ich stellte noch einen DVD-Brennauftrag zusammen, startete ihn und klingelte.
Nach dem Umsetzen und dem anschließenden Abendessen zappte ich mich durch das Abendprogramm* im Fernsehen, bis ich müde und desillusioniert genug für das Bett war.
Bilanz des Tages: keine Höhen oder Tiefen, keine Highlights oder Disaster, kein Besuch, kein Sturz - lediglich wieder einen Tag rum bekommen und Sauerstoff verbraucht . Trostlos
Verständlich, dass ich mir als Weihnachtsessen original japanischen Fugu wünsche, oder nicht? Der Koch darf auch ruhig ein ambitionierter Frittenwender sein, der noch nie etwas von Fugu gehört hat - geschweige denn, ihn je zubereitet hat.
Allen ein schönes Wochenende und einen schönen 4. Advent,
TONO
PS: Todestrakt bezieht sich auf das Dasein in meinem Körper, nicht auf das Haus hier.
*) Apropos Fernsehprogramm: während das Programm mittags noch halbwegs erträglich ist, wird es mit fortschreitender Tageszeit immer debiler und gipfelt am Vorabend bei den Privaten in einem Niveau, das so unterirdisch ist, dass es sich nicht mehr mit Worten beschreiben lässt. Wohl dem, der Alternativen hat. Wenn ich nochmal so etwas wie *Bauer Harms versucht, den weltgrößten Misthaufen zu errichten* oder *Hans Hartz bricht den Haferschleimfress-Rekord* sehen müsste, ohne abschalten zu können, dürften alle in meiner Umgebung froh sein, dass Amokläufe eines ALS-Kranken im Allgemeinen unblutig verlaufen.
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11.12.2009 von tono.
nachdem mein kleines herbstkind im oktober dran war, ist jetzt im winter der große „fällig“. heute vor 19 jahren wurde aus spaß ernst und aus mir ein vater.
von hier aus viel spaß beim feiern – und trinkt bitte einen für mich mit - ich habe zwar schon mit sekt angestoßen, aber versucht mal, sekt durch einen strohhalm zu trinken!
also nochmal: meinen allerherzlichsten glückwunsch und ein tolles wochenende,
dad.
ps: wer sahne nur mit lebensmitteln verwendet, macht etwas (grundlegend!) falsch
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8.12.2009 von tono.
Seit Mittwoch hat mein Leiden ein Ende; die Jungs von TFB waren hier und haben mein Sprachcomputersystem P10 wieder fit gemacht.
Jetzt bin ich der Werbung nicht mehr hilflos ausgeliefert und kann wieder zappen. Außerdem kann ich mich damit klar artikulieren (über die Augensteuerung und Sprach- und Textausgabe).
Im Liegesessel Emails lesen und im Internet surfen hat schon was …;-)
Da sieht man über die existierenden Kinderkrankheiten erstmal hinweg.
Schönes Wochenende und Nikolaus wünsche ich gehabt zu haben.
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